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2002-12-26 "Jonny spielt auf" by
Seiji OZAWA (Kurie and Die Presse)
I am very glad to know the play of "Jonny
speilt auf" by Ozawa on 16 Dec. 2002,
was success, from the comment of Kurie and
Die Presse of Austria.
Ozawa was courageous to select a work of
Ernst Krenek, who is not popular
at Austria. It is reasonable ordinary people
don't like the person who escape or
extradited to America from native country
before the WW-2.
People endured the hard life in the country
during the war.
This opera was never played in 71 years.
I had a chance to read the scenario of "Jonny
speilt auf", and my impression
was this reflect some kind of cosmopolitanism
after WW-1.
For Ozawa as an Asian origin, it is nice
to select this for premier as music director
of Staatsoper, and it is also nice to hear
Viennese people welcome it openheartedly.
By the way, Ozawa was born at China and have
some common background as a cosmopolitan.
<Kurie, Austria>
Mittwoch, 18.12.2002 KULTUR_MEDIEN
Als ware es ein Meisterwerk
K RITIK ?Jonny spielt auf": Wunderbar
gesungen und musiziert
von Gert Korentschnig
Es ist schon, dass man die Oper ?Jonny spielt
auf" wieder in der Staatsoper horen
kann, wo sie 71 Jahre lang nicht gespielt
wurde. Es ist fantastisch, das Werk vom Wiener
Staatsopernorchester zu horen, noch dazu
wenn dieses vom neuen Musikdirektor Seiji
Ozawa mit einer Hingabe dirigiert wird, als
handle es sich um eine Verdi'sche Meisterkomposition.
Und es ist ein Genuss, wenn es von solchen
Protagonisten gespielt und gesungen wird.
Aber brauchen wir diese Oper von Ernst Krenek,
die 1927 in Leipzig uraufgefuhrt wurde und
noch im selben Jahr ihren Triumph in Wien
feierte, heute wirklich noch?
Ich meine schon, weil sie ein Zeugnis fur
die grose Geschichte gerade dieses Hauses
ist und gut ins breite Repertoire passt.
Aber ?Jonny spielt auf" hat zweifellos
Staub angesetzt; ist aus heutiger Sicht musikalisch
weder ein Aufreger, noch ein zentrales Werk
des 20. Jahrhunderts, sondern eine recht
bieder wirkende Oper mit einigen Melodien,
bezaubernden Duetten und einer Koketterie
Richtung U-Musik.
Auch die Geschichte vom ?Neger Jonny",
der alle Frauen verfuhren und die Amati-G
eige des Virtuosen Daniello stehlen will,
ist im Grunde genommen politisch hochst inkorrekt,
sodass man sich fragen muss, warum die Nazis
ausgerechnet dagegen mit Hetzschriften protestierten.
Und die Parallelhandlung des grosen Opernpaares
Max (Komponist) und Anita (Sangerin), die
den Traum von einer neuen Welt haben, ist
in Hinblick auf Amerika nicht mehr nachvollziehbar.
Gunter Kramer, der nach dem Tod von Herbert
Wernicke die Regie ubernommen hat, behandelt
gerade die Problemzonen dieser Oper sehr
klug. Seine Inszenierung ist nicht voller
Nazi-Anspielungen. Die starksten Momente
sind jene, wenn am Ende auf einer Leinwand
bedrohliche Schatten auftauchen und ein Zug
alles niederwalzt. Den Traum von Max zeigt
er auch als solchen: Die Sangerin und Geliebte
entsteht nur aus der Fantasie. Und von Amerika
ist auf der Buhne gar nichts zu sehen. Stattdessen
gibt es die Farben der franzosischen Flagge
und eine Revue mit Tanzerinnen, die erstmals
sogar im Publikum auftauchen. Dann rodeln
sie uber den Gletscher, insgesamt ist die
Choreografie Renato Zanellas aber recht einfallslos
und langweilig.
Kramer wiederum fuhrt seine Figuren gut und
lasst Jonny im Zuschauerraum neben dem schmunzelnden
Ozawa die Kleider wechseln und sich abschminken.
Am Ende ist Jonny also ein Weiser. Und das
ist bestimmt kein Rassismus, sondern die
kluge Freilegung der Tatsache, dass ausschlieslich
die Hautfarbe Jonny verdachtig macht (als
Weiser wird er von der Polizei nicht mehr
gefunden). Warum diesmal aber auch Yvonne
eine Schwarze ist, bleibt ratselhaft. Vielleicht
deshalb, weil sie als Stubenmadchen automatisch
diskriminiert war.
LUXUSBESETZUNG Gesungen wird wunderbar. Der
Tenor Torsten Kerl (Max) wird von Rolle zu
Rolle besser. Nancy Gustafson (Anita) ist
am Hohepunkt ihrer Kunst. Fur Bo Skovhus
ist die Partie des Jonny ein Kinderspiel.
Ildiko Raimondi (Yvonne) singt ebenfalls
ausgezeichnet. Nur Peter Weber (Daniello)
bleibt blass.
Wenn sich ?Jonny" wirklich wieder auf
den Spielplanen halten kann, dann nur dank
solcher Lebensimpulse. Groser Beifall.
[BILD] AXEL ZEININGER
[BILD] Einer der starksten Momente der ?Jonny"-Produktion:
Der Zug fahrt filmisch in den Bahnhof ein
und walzt alles nieder
[BILD] AXEL ZEININGER
[BILD] Jonny, der Dieb: Bo Skovhus
Abend Nummer: 349
<Die Presse, Austria>
Erscheinungsdatum: 18.12.2002 | Ressort:
E-Musik
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E-Musik
Ziemlich abgespielt : "Jonny spielt
auf"
Kreneks "Jonny spielt auf" war
1927 ein Sensationserfolg beim Publikum und
ein Skandal in den Augen der Nationalsozialisten.
Beides scheint angesichts der Staatsopern-Wiederauffuhrung
vollig unverstandlich.
VON WILHELM SINKOVICZ
Einer "frechen negerisch-judischen Besudelung"
war die Wiener Staatsoper in den Augen der
Nationalsozialisten Ende der zwanziger Jahre
durch Ernst Kreneks "Jonny spielt auf"
ausgesetzt. Womit diese, wie Marcel Prawy
schon richtig festgestellt hat, bewiesen
hatten, das sie "Othello" nicht
kannten, aber auch uber Ernst Krenek falsch
informiert waren.
Erreicht haben die braunen Demonstranten
damit, das die Oper ein Dreivierteljahrhundert
spater, am 16. Dezember 2002, noch einmal
im Haus am Ring zur Premiere kam. Die zeitgeschichtliche
Dimension, die "Jonny spielt auf"
durch den Kulturterror Ende der zwanziger
Jahre zugewachsen ist, bleibt namlich seine
einzige. Das Werk selbst ist textlich wie
musikalisch von erschreckender Substanzlosigkeit.
Was die Menschen in der Spielzeit 1927/28,
lassen wir die Intentionen der wahrhaftig
nicht an der Sache orientierten Krawallmacher
beiseite, an Kreneks Stuck interessiert haben
mag, ist heute nur noch zu ahnen. Wahrscheinlich
fand man es todschick, das auf den hehren
Brettern, die die Opernwelt bedeuten, plotzlich
Modetanze und Tingeltangel-Elemente Einzug
hielten, das Musiktheater-Grosen von Wagner-
und Verdiformat einmal einen Foxtrott aufs
Parkett zu legen hatten.
Aber mehr als diesen sanften Kick hat "Jonny
spielt auf" nicht parat. Einwegkitzel,
wenn man so will, denn einen Grund, sich
das Stuck ein zweites Mal anzuschauen gibt
es nicht. Das beweist die von Andreas Reinhardt
und Falk Bauer gelackt dekorierte Staatsopern-Wiederauffuhrung
schlagend. Immerhin steht Musikchef Seiji
Ozawa am Pult und versucht, aus den Philharmonikern
und dem Ensemble aus beliebten und guten
Sangern das Hochstmas an detailverliebter,
rhythmisch wie expressiv
differenzierter Gestaltung herauszumodellieren.
Trotzdem bleibt der Eindruck, das Krenek
hier nur einem der Sanger, dem europaischen
Komponisten Max, eine anspruchsvolle Rolle
komponiert hat, so anspruchsvoll, das Torsten
Kerl immer wieder Gefahr lauft, sich an den
in extreme Hohen geschraubten Koloraturen
zu verschlucken, weil ihm die Stimme in den
Hals zu rutschen droht.
Muhsame Handlung
Die ubrigen mussen die vom Komponisten selbst
muhsam gedrechselte Handlung in endlos scheinenden,
vollig unmelodiosen Rezitativen abwickeln,
ohne viel Chancen auf raffinierte Charakterisierung
mittels vokaler Selbstdarstellung. Weder
gibt es ein freches Solo fur das neckische
Kammerkatzchen Ildiko Raimondis, noch eine
ausgiebige Arie, mit der sich die beruhmte
Sangerin Anita (Nancy Gustafson) in Primadonnen-Positur
werfen konnte.
Statt dessen mus sie sich von Gnaden des
Regisseurs Gunter Kramer wie eine Nymphomanin
auf alle erreichbaren Manner sturzen. Mehr
und andere als solch zotige Aktion ist dem
Inszenator nicht eingefallen. Dort, wo es
von Krenek notdurftig arrangierte szenische
Konflikte geben konnte, last Kramer die Sangerriege
in Reih und Glied, mit Klavierauszugen in
der Hand, an die Rampe treten.
Oder er verlegt die Handlung kurz in den
Zuschauerraum, wo dann taschenlampenbewehrte
Polizisten Besuchern mit Parkett-Ticket in
die Augen leuchten und die Damen angeregt,
Bo Skovhus beim Umkleiden zuschauen durfen
- tatsachlich das Aufregendste, mit dem der
Titelheld an diesem Abend "aufspielen"
darf, denn Krenek schenkte auch seinem Jonny
nur eine einzige halbwegs sangbare Nummer.
Im ubrigen ist der "Neger Jonny"
ein ubles Subjekt, das einem blaslich-eitlen
Violinvirtuosen (Peter Weber) die Geige stiehlt
und auch sonst eine politisch reichlich inkorrekte
Figur abgeben mus. Von der Konfrontation
zwischen der Kultur der Alten Welt und der
Zivilisation aus Amerika erzahlen im Falle
dieser Oper nur die Krenek-Exegeten. Der
Zuschauer wartet auf die versprochenen zundenden
Jazztanze. Die werden vom glitzerrot verkleideten
Buhnenorchester etwas biedermeierlich absolviert,
sind aber dermasen sparlich in die sonst
ode Komposition eingestreut, das sie das
musikalische Kraut nicht fett machen.
Im Gegenteil: Kreneks Versuche, in einem
freien tonalen Raum traditionelle Formen
neu zu beleben und mit modischen Unterhaltungsklangen
zu vermengen, scheitert vor allem an der
harmonischen Inkonsistenz seines Tonsatzes.
Melodische Einfalle fehlen
Da schweben die ohnehin nicht berauschend
originellen melodischen Einfalle in einem
allzu freizugig arrangierten tonalen Terrain
recht ungestutzt herum.
Sie sturzen ab wie die Bewegungsarrangements
der Staatsopern-Neuinszenierung, denen jeder
Elan, jede Brisanz abgeht. Angeblich gibt
es eine Choreographie von Renato Zanella.
Doch beschrankt sich diese auf mudes Beinauf-Beinab
einiger Revue-Girls. Die defilieren zwar,
damit die Herren im Parterre auf ihre Rechnung
kommen, auch einmal durchs Auditorium.
Auf der Buhne aber lahmt die Angelegenheit,
die nur durch eine freche, dreist die Dramaturgie
Kreneks uberfahrende Bewegungs-Show uberhaupt
zu retten ware. Und erstirbt in todlicher
Langeweile. Bezeichnend, das man die Pause
nicht dort belast, wo der Komponist sie vorgesehen
und ein halbwegs applausanregendes Finale
geschrieben hat, sondern eine Szene spater,
wo Komponist Max ermattet auf seinem Flugel
liegt und - einschlaft. Wie mancher Wiener
Opernfreund in seinem roten Sesselchen an
diesem Abend.
18.12.2002 Quelle: Print-Presse
Another composer with an anniversary in 2000,
whose career somewhat paralleled that of
Weill was Ernst Heinrich KRENEK. Krenek was
born in the outskirts of Vienna on August
23rd 1900. He studied composition under Schreker
in Vienna and Berlin, being drawn to opera
in particular as a means of expression. In
1927, the same year as Weill's Mahagonny
appeared, Krenek's masterpiece Johnny Spielt
Auf (Johnny Plays On), for which he also
wrote the libretto, was given its premiere
and received enormous acclaim. The work,
with its sexual frankness and portrayal of
a black jazz violinist as a symbol of freedom
was quickly translated into many languages
and was played all over the world. As a result,
Krenek became a wealthy man. He moved through
a neo-Schubertian phase to atonality, which
is exemplified in his Karl V of 1938, a large-scale
musical drama, including pantomime, film
and play.
With the invasion of Vienna by the Nazis,
Krenek was labeled a "cultural Bolshevist"
and fled to the USA. Here, he endured long
periods of hardship and neglect, but eventually
obtained several teaching positions at tertiary
institutions. Healso wrote a definitive text
on the note row technique. After the war,
Krenek was rediscovered by the Europeans
(Berg and Stravinsky had long been champions
of his music) and received many awards. Although
he is largely remembered for Johnny Spielt
Auf, Krenek's output was enormous, consisting
of some 20 operas, symphonies, piano concerti,
chamber music (notably string quartets),
choral works, song cycles and sonatas for
various instruments.